auf den Spuren meiner Kindheit…

Ich muss nun einiges nacharbeiten in meinem blog. Ich hatte sehr bewegende und interessante Tage auf meiner Reise zu den Kindern. Aber alles der Reihe nach und sicher auch nicht gleich vollständig.

Am Dienstag gings nun los und ich hab mich auf den Weg zu meinen Kindern gemacht. Meine Enkelin ist nun schon fast ein viertel Jahr alt und hat sich sicher sehr entwickelt. Und mein Enkel hat auch seinen zweiten Geburtstag hinter sich und ich bin gespannt, wie es ihm geht.

Auf der Fahrt gab es ein herrliches Abendrot – kommt schönes Wetter?

20130326_184734.jpg

Zuvor war ich aber noch auf Zwischenstation bei meinen Eltern in meiner Heimatstadt Meiningen. Es war wieder sehr schön dort, wir haben wieder wie die Weltmeister Rommé gespielt, hatten viel Spaß dabei und kurioserweise ziehe ich mit meinem Besuch offensichtlich die „Spieler“ in meiner Familie magisch an. Am ersten Abend kam Schwesterlein vorbei mit dem vorrangigen Ziel mitzuspielen. Am zweiten Abend kam mein Neffe. Somit waren wir immer zu viert und es hat immer richtig viel Spaß gemacht.

Wie ist es eigentlich ausgegangen? – Hmmm. Gewonnen hab ich definitiv nicht. Aber das ist uns auch ziemlich egal. Der Spaß am Spiel zählt und der Ehrgeiz im Moment des Spielens. Wenns halt nicht klappt, dann kommt ne neue Chance! 😉

Am Mittwoch erfüllte ich meiner Mutter eine besondere Bitte. Sie wollte endlich zum Grab ihrer Eltern und den Todestag meiner Oma würdigen. Somit fuhren wir am späten Vormittag los nach Angelroda, einem kleinen Ort im Kreis Ilmenau, idyllisch eingebettet in die Vorläufer des Thüringer Waldes und mein Wohnort in den ersten Kinderjahren. Auch hatte ich dort meine Großeltern und hatte es immer genossen, dort zu sein.

Blick auf Angelroda

Es gibt viele Erinnerungen an diesen Ort. Gerade Ostern zum Beispiel. Mein Opa war Schneidemüller und hatte ein  Sägewerk – mit den vielen Holzstapeln ideal zum Verstecken der Osterleckereien. Ich erinnere mich noch, wie jedes Jahr ein Hase mit einer dicken Schleife durch die Schneidemühle hoppelte und meine Oma dann jedes Mal pedantisch alles nachzählte, was im Korb lag, um sich ganz sicher zu sein, dass wir alles gefunden haben. Bei vier und später dann sechs Enkeln sicher kein leichtes Unterfangen.

Oder später in unseren Sturm-und-Drang-Jahren, als wir zu jeder Kirmes oder Reiterball in den Nachbarort gingen, dort die exotischen „Stadtmädchen“ waren – manchmal auch heiß begehrt von den jungen Männern – die sich zumindest „geschmückt“ haben mit uns als Tanzpartnerinnen 😉

Für mich war dieser Tag ein Rückblick in die Vergangenheit. Erst ein leckeres Mittagessen in genau der Gaststätte, wo immer die Kirmes stattfand und dann ein Verweilen am Grab der Großeltern. Für mich bedeuten sie sehr viel Erinnerung. Meine Oma verstarb bereits mit 66 Jahren vor mittlerweile 35 Jahren, mein Opa dann zehn Jahre später mit über 80. Das einschneidendste emotionale Erlebnis war damals 1978 der erste Besuch nach Omas Tod. Sie packte uns immer alles mögliche an leckeren Kuchen und vielem mehr zusammen – als arme Studentin war da alles recht.  Dann plötzlich diese emotionale Leere im Haus, kein Kuchen, nichts anderes, kein heimliches Zustecken eines kleinen Scheinchens – ich habe geweint wie ein Schlosshund, als ich wieder losfuhr. Es hat lange gedauert, bis ich diese Situation verinnerlicht hatte und in Ruhe und gutem Andenken dort hinfahren konnte.

auf dem Friedhof

Neben meiner Tante wohnt auch meine Cousine im Ort und sie hatte durch ihr Schichtsystem an dem Nachmittag sogar frei. Damit hatte ich die Möglichkeit, etwas Besonderes mir anzuschauen. Über Angelroda verläuft die Bahnstrecke Arnstadt-Ilmenau über einen hohen Bahndamm und einer entsprechenden Brücke. Schon als Kind faszinierte mich diese Brücke und die Situation, wenn ein Zug drüber fuhr. Nun hatte man im Sommer diese Brücke zur Restauration abgebaut und es stehen nur noch die Pfeiler. Der Aufbau erfolgt dann im kommenden Sommer, da doch recht intensive Restaurierungsarbeiten notwendig sind.

20130327_153733.jpg

Jetzt gibt es den Vorteil, dass keine Bahn fährt, die Bauarbeiter eine ordentliche Treppe gebaut haben und man ohne große Anstrengung bis hoch auf den Damm kommt. Meine Cousine kennt sich als Einheimische natürlich aus und wir zwei da hoch. Es war faszinierend! Ein wunderschöner Blick über den Ort, faszinierende Aussichten über die Brückenpfeiler. Mir ging einfach das Herz auf.

20130327_154225.jpg

20130327_155019.jpg

Schöne Häuser gibt es im Ort…

Idylle…

Danach „entführte“ mich mein Onkel noch zu den „Osterhasen“ – er ist ziemlich stolz auf seine Zucht – und ich schaute auch noch in die Schneidemühle.

20130327_161438.jpg

Dort ist es noch wie eh und je. Das Gatter zum Zersägen der Baumstämme zu Brettern steht noch aus Uropas Zeiten und es funktioniert noch! Wenn es genug Wasser im kleinen Bach nebenan gibt, sogar mit Wasserkraft!

20130327_161832.jpg

20130327_161939.jpg    20130327_1608241.jpg

Für uns Kinder war diese Schneidemühle immer faszinierend. Wir tobten oft im Keller unter dem Gatter in den Sägespänen oder nebenan auf dem Heuboden – meist sogar verbotenerweise.

Für mich war dieser Tag emtional sehr berührend und ich war sehr glücklich, dass ich diese Chance hatte. Komme ich doch sonst sehr selten dorthin.

Dieser Beitrag wurde unter Reisen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar