Lange Nacht der Museen in Fürstenwalde

Die Zeit verrinnt schneller als man nachdenken kann. Ich bin schon wieder voll im Arbeitsprozess, es ist wieder alltäglich geworden und ich bin überrascht, wie schnell jede Woche vorbei ist.

Zu Pfingsten war Sohni mit Familie auf dem Grundstück und ich hab die Enkelkinder genossen.

Am Freitag wollte ich eigentlich Anne überreden mit mir Schwimmen zu gehen. Allerdings hatte sie einen ganz anderen Vorschlag: Museumsnacht in Fürstenwalde!

Bereits im vergangenen Jahr war das ein schöner Abend mit vielen neuen Entdeckungen – wir verabredeten uns kurzerhand und fuhren los nach Fürstenwalde.

Zuerst begannen wir in Streitberg, einem kleinen Ort bei Langewahl. Dort gab es die Kulturbrennerei. In urgemütlicher Atmosphäre saßen wir bei Kartoffeln und Quark, genossen das Flair, schauten uns die Schnapsbrennerei an und bewunderten Filzarbeiten einer dort ausstellenden Dame.

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Idylle an einem Spreearm und Entdeckung in einem Garten…

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Danach wollten wir zum Bischofsschloss. Ich kenne ja nun Fürstenwalde recht gut, hab immerhin elf Jahre dort gewohnt, aber wo das Bischofsschloss ist, das konnte ich mir nicht vorstellen. Dr. Google lässt grüßen und wir fanden die Adresse. Domplatz! Es stellte sich heraus, dass dieses Schloss – oder wie es eigentlich besser heißen müsste, die Bischofsburg – hinter der Kulturfabrik steht und ein ganz neu saniertes Haus ist.

Das Bischofsschloss ist das älteste erhaltene Gebäude in Fürstenwalde. Es ist eine Festungsanlage aus dem Jahr 1353. Diese Burg war ein Teil der Bischofsresidenz der Bischöfe von Lebus, die von 1373 bis 1598 hier residierten. Später war es der Sitz eines Amtsmannes, des die Ländereien verwaltete. Von 1947 bis 1990 diente das Gebäude dem staatlichen Großhandel als Verwaltungsgebäude. Danach fiel dieses Haus für fast 20 Jahre  in den Dornröschenschlaf und wurde ein verfallenes, heruntergekommenes Haus ohne Fenster, lediglich mit intaktem Dach.

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Vor dreieinhalb Jahren kaufte eine Familie dieses Haus und sanierte es. Die Philosophie war, ein Mehrgenerationenhaus zu schaffen in Verbindung mit Gewerbemöglichkeiten. Und so wohnen nun Großeltern, Eltern und Kind dort, die Muttter führt eine Gaststätte mit einem netten Restaurant und einem urigen Gewölbekeller und die Tochter baut noch eine Etage als Fotostudio aus. Alles ist sehr liebevoll und schön restauriert und man ist völlig begeistert. Die Tochter des Hauses erklärte sehr vieles auf emotionale und interessante Art. Es war eine tolle Neuentdeckung in Fürstenwalde und ich werde sicher diese Lokalität das eine oder andere Mal nutzen.

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Das sogenannte „Weichhaus“, es ist das Fundament eines Wehrturmes, von dem aus es in den Gewölbekeller geht.
Mehr unter www.bischofsschloss-fuerstenwalde.de

In der Gaststätte bei einem kleinen Fürstenwalde Ratsbier trafen wir eine gute alte Bekannte die von anderen Sehenswürdigkeiten dieser Museumsnacht schwärmte. Damit war unsere weitere Route klar. Wir fuhren nach Trebus zu den IFA-Freunden. So ganz war uns ja nicht klar, was uns dort erwartete. Es wurde dann eine Zeitreise in die Jugend und wir hatten unendlich viel Spaß beim Stöbern in unserer Vergangenheit.

Aus einer privaten Leidenschaft einer eingeschworenen Truppe, die an alten Fahrzeugen des IFA-Kombinates (Industrieverband Fahrzeugbau) schraubt, entwickelte sich neben dieser umfangreichen Fahrzeugsammlung eine Leidenschaft für viele Dinge der DDR-Alltagskultur. In der Techniksammlung fanden wir so manches Gerät unserer Jugend, wie z.B. das Sonett – ein tragbarer Kassettenrekorder – oder die Stern-Radios, Robotron- und Colani-Fernseher.

Aber es kam noch viel interessanter: Die Mitstreiter dort hatten eine ganze Wohnung mit dem alten Interieur eingerichtet und ein Kindergartenzimmer mit den kleinen Waschbecken, der Töpfchenparade und vielem Spielzeug. Sogar die berühmten Kipperautos waren zu sehen! 😉

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Eine andere Zeit eben – man beachte aber besonders das Wandbild 😉

Alles gipfelte in einem Konsum-Laden, in dem es diverse Dinge gab, die so typisch für den DDR-Alltag waren. Unser Plastekristall, die Plasteschalen, -Eierbecher, viele Lebensmittel und vieles andere mehr. Wir haben immer wieder gestaunt, was wir bereits alles vergessen hatten und nun plötzlich Erinnerungen wieder kamen.

Letztendlich landeten wir noch bei Fahrlehrer Wehr, mit dem wir Vorfahrten diskutierten. Es gab doch tatsächlich Unterschiede in der Vorfahrt vor und nach 1990! Ich erklärte aber eine vorgegebene Situation sehr schnell, begründete dann aber doch Zweifel. Letztendlich stellte sich heraus, dass die erste Variante DDR-Recht war, meine zweite Variante dann bundesdeutsches Recht ist. Und da soll noch einer schlau werden draus! 😉

Am Ende „flirteten“ wir noch mit dem Genossen Volkspolizisten, der uns dann sogar noch zum Ausgang begleitete zum Genossen Oberstleutnant. Die Mitstreiter waren dort alle so klasse drauf, das steckte einfach an und wir hatten richtig viel Spaß.

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Auch hier gibt es eine Internetseite: www.ifa-freunde-trebus.de

Es war nun bereits nach 23:00 Uhr, damit fiel die nächste Station Beerfelde aus. Aber wir schauten noch einmal in die Trebuser Kirche. Dort erklärte uns der Pfarrer einige sehr interessante Dinge und wir bewunderten eine uralte Bibel, die so groß wie ein mittlerer Koffer war und weitere alte Schriften aus vergangenen Jahrhunderten.

Die lange Nacht war wieder mal ein äußerst interessanter Abend, der viele Neuentdeckungen brachte und wir wieder begeistert waren.

Das Wochenende verbrachte ich dann noch zu Hause, da es kalt, regnerisch und düster war. Die Zeit war für mein Arbeitszimmer viel wertvoller, den Garten schaff ich dann auch in den kommenden Tagen und Wochen noch.

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