Es gibt immer ein erstes Mal…

Märkische Oderzeitung, Veranstaltungstipps, Freitag im Club im Park, Poetry Slam – was? So was gibt’s in Fürstenwalde?

Mit meinen Erfahrungen aus Braunschweig, einer der Poetry Slam-Hochburgen, wo gestandene Slammer wie die Facebook- und TV-bekannte Julia Engelmann auftrat, horchte ich auf.

Sorry Fürstenwalde, als frühere Einwohnerin und nunmehr immerhin noch „Sommerbewohnerin“ – und das insgesamt schon seit über 30 Jahren! – ich hatte die Angebote des Clubs noch nie richtig wahrgenommen.

Nun meine erste Erfahrung.

Dieser Club ist ein Kleinod. Sehr persönliche Atmosphäre, mit etwas Geduld ein gut gefülltes Auditorium und ein interessiertes recht junges Publikum – alle meist weit unter Vierzig.

Vier Slammer waren da, Tom Mars als Moderator verstand den Einstieg gut zu finden, ansonsten muss man wohl seine Moderation mögen. Mir war er oft zu albern, im Laufe des Abends wurde es auch immer flacher. Aber gut, er war ja nur der Mittler zwischen den Slammern.

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Interaktion mit dem Publikum – die Slammer sollen bewertet werden. In Braunschweig hatte man damals den Beifall „gemessen“, hier verteilte man Wertungskarten an den Tischen und jeder Tisch sollte sich zu einem Ergebnis einigen. Nette Idee, man kam ja dadurch auch ins Gespräch.

Die Beiträge der vier Akteure waren Klasse. Der erste, Micha aus Bernau, berührte mit seiner Geschichte, Manuel philosophierte – man musste sich sehr konzentrieren, um alles zu verstehen, Jutta war eher die Feministin und polarisierte mit ihrem Thema, der Vierte, Curtis, der Amerikaner slammt auf englisch – eine Herausforderung fürs Publikum. Er bekommt letztlich jedoch die meisten Punkte – sicher auch deshalb, weil er als einziger den Text frei vorträgt und herrlich schauspielert.

Pause. Tresen. Getränke. Man kommt ins Gespräch.

Nun kommt die entgegengesetzte Reihenfolge. Es gibt von Jedem einen neuen Text. Tolle Themen.

Es kristallisieren sich Micha und Curtis als Finalisten heraus. Die Entscheidung ist schwer. Mein Favorit ist Micha, der tolle Texte hat. Die englische Version von Curtis ist für mich schwierig zu verstehen. Dazu geht’s zu schnell, zu umgangssprachlich, zu gefeilt im Text. Das ist ja auch das Besondere am Poetry Slam, es geh ja um die Sprache.

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen bringt eigentlich beide als Sieger hervor, ist ja auch gerecht. Und die Preise sind eh alle gleich – fast.

Für mich kristallisierte sich wie gesagt Micha als Sieger heraus. Seine Texte berühren mich, machen mich nachdenklich und brachten mich auch zum Lachen.

Egal, ob es das Gespräch mit der polnischen Putzfrau des Nachbarn mit all den sprachlichen Missverständnissen ist oder der finale Text um die Widerkehr aller pubertären Probleme über viele Generationen.

Für mich war es ein toller Abend und überraschenderweise für mich war das Publikum durchweg sehr jung, ich drückte den Durchschnitt offensichtlich gewaltig. Noch scheint die Idee des Poetry Slam noch nicht in der Bevölkerung angekommen zu sein, es sind Insider, die hierher kommen.

Für mich machte diese Veranstaltung aber Lust auf mehr! Der Sommer beginnt ja grad und vielleicht gibt’s ja den Slam noch öfters im Club im Park.

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