Letztes Konzert der Saison

Es war wieder mal Philharmonie-Zeit!

Sir Simon Rattle persönlich dirigierte das heutige Konzert. Es ist nicht nur ein Ohrenschmaus sondern auch etwas für die Augen. Diesen Mann dirigieren zu sehen ist einfach genial!

Heute begann das Konzert mit dem Violinkonzert von Johannes Brahms. Christian Tetzlaff, ein noch recht junger deutscher Künstler spielte traumhaft. Besonders bekannt ist der dritte Satz des Konzerts. Das Thema ist ein Ohrwurm. Noch in der Pause trällerte ich ständig diese Melodie. Begeisternd war auch die Zugab von Christian Tetzlaff. Wie er selbst ganz leise Töne in diesem Konzerthaus bis in die letzte Ecke schwingen ließ – Gänsehautfeeling!

Claude Debussy´s Images pour Orchestre war toll. Aber die größte Begeisterung rief ein recht unbekannter Komponist aus Rumänien hervor. George Enescu komponierte 1901 die Rumänische Rhapsodie, eine hinreißende Orchesterpartitur. Im Programmheft steht: „Als ‚Rausschmeißer‘ aus dem Konzertsaal muss dieses Stück keine Konkurrenz fürchten. Selten wird das Publikum in besserer Laune den Parkplätzen entgegenstreben.“

Ja, es war so! Rattle schauspielerte süffisant mit dem Orchester und dem Publikum, die Musiker liefen zu Hochform auf. Manchmal still im Zwiegespräch zweier Instrumente, wie am Anfang die Klarinette (wieder überragend Andreas Ottensamer) und die Oboe, oder auch mal „mächtig gewaltig“ das ganze Orchester mit allem was so aufgeboten werden kann. Das Stück, dass nur 13 Minuten lang war, faszinierte, begeisterte, war fröhlich, tänzelnd und lustig zugleich.

Viele fragten sich, warum dieses Stück so selten in den Konzertsälen zu hören ist. Eine Antwort gibt es wohl kaum. Allerdings wird es wohl selten so traumhaft und voller Klang gespielt werden wie von den Berliner Philharmonikern. Eine andere Aufnahme des Stücks hörte ich am Folgetag – und es war kaum vergleichbar!

Emotional wurde es noch einmal, als Rattle das Mikrofon ergriff und einen seiner Musiker verabschiedete. Andreas Blau, der Solo-Flötist, spielte nach über 46 Jahren Zugehörigkeit zur Philharmonie sein letztes Konzert und geht nun in den Ruhestand. Wer kann schon von sich sagen, 46 Jahre lang den gleichen Arbeitgeber zu haben? Und dann auch noch so einen bekannten und renommierten? Der Saal gab minutenlang Standing Ovations.

20150620_185822_resizedPS: Am Montag gab es eine Pressekonferenz der Philharmoniker. Man hatte sich überraschend schnell auf einen zukünftigen Chef geeinigt. Kirill Petrenko! Den hatte wohl kaum einer auf der Agenda. Es wird der Musik gut tun, allerdings scheint er der krasse Gegensatz zu Everybodys (Medien-)Darling Simon Rattle zu sein. Wir werden sehen. Auf jeden Fall hatte er eine tolle Station in seiner Vita. Er leitete von 1999 bis 2002 das Orchester des Meininger Theaters! Er ist derzeit der Chef in München.

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