siebter Tag…

Der Tag begann eigentlich recht langweilig. Was kommt da heute am Sonntag wohl noch? Es gab ja heute am Sonntag nicht mal ein Frühstücksei zu dem ansonsten wie immer 0-8-15-Frühstück.

Meine beiden Mitstreiterinnen wurden gegen 11 Uhr entlassen, ich hatte wieder mein Einzelzimmer und keiner kümmerte sich so recht um mich…

Bei der Visite bedeutete mir aber der Arzt, dass ich mein Bein sehr wohl schon ein bissel belasten darf, so bis zu ca. 30 kg. Ja, aber wer weiß wohl, wieviel das ist und wie ich das machen sollte!?!?

Nach dem Mittag kam die Physiotherapeutin wirklich nochmal rum – mit der gleichen Botschaft. Und dann hat sie mich eingewiesen, wie es geht.

Mann, das ist ja eine deutliche Erleichterung beim Laufen! Es liegt nicht mehr die volle Kraft auf den Armen und dem gesunden Bein. Ich darf „auftreten“ und leicht abrollen, immer so viel Gewicht drauf legen, dass es keine Schmerzen gibt. Damit ist es wesentlich einfacher geworden. Ich laufe zwar dennoch nicht schneller, vor allem wegen der Vorsicht, aber es ist nicht so anstrengend!

Dann auf die Treppe! Da wo ich vor zwei Tagen noch mit zitternden Knien die letzten Stufen genommen habe, lief ich heute relativ locker, trotzdem ich einige Stufen mehr gehen musste. Es ist einfach nicht so kraftraubend, wenn das zweite Bein mitarbeitet. Nun seh ich auch dem morgigen Treppensteigen in die vierte Etage etwas optimistischer entgegen.

So kleine Fortschritte hellen natürlich das Gemüt ungemein auf und man ist fast überschwänglich und strotzt vor Optimismus. Nach außen wirkt das sicher auch locker und fröhlich.

Allerdings gibt es eben immer wieder diese kleinen wehmütigen Momente, über die man selten schreibt. Wie schlecht man schläft, wenn man das Bein geradeliegend eingepackt hat oder die Orthese dran hat mit einem minimalen Knickwinkel und sich kaum richtig bewegen kann, die kleinen Schmerzmomente, vor allem am Morgen, bevor man in die Gänge kommt, die Verzweiflung, dass man nicht einfach mal aufspringen kann und etwas erledigen kann, der mühsame Gang zur Toilette, die Unfähigkeit, die Wasserkanne sich selbst füllen zu gehen, man keine Chance hat, die wundervollen Blumen selbst mit frischem Wasser zu versorgen oder auch die schiere Unmöglichkeit, den Laptop vom Nachtschrank auf den normalen Tisch zu befördern. Selbst beim Duschen muss man das Bein vorher ordentlich wasserdicht zuschnüren und sich äußerst vorsichtig bewegen – nichts ohne meine Krücken!

Wart Ihr schon mal mit Krücken duschen? Na gut, hier sind die Duschen natürlich auf Unfallchirurgie eingestellt – großzügig, ein Sitz mittendrin, mehrere Haltestangen, dazu „behindertengerechte“ Toiletten in den Stationsbädern – allerdings leider nicht in den Zimmern! Da sind sie eng und minimalistisch. Aber wie befördert man Duschbad, Haarwäsche, Handtuch und frische Sachen ins Bad, wenn man beide Hände mit voller Kraft für die Krücken braucht? Alles ist möglich, erfordert aber immer vorher einige logistische Überlegungen. Und was ist, wenn das Handtuch im Zimmer liegt, nachdem man mühsam ins Stationsbad „gekrückelt“ ist – und man nebenbei gesagt auch noch froh ist, dass das Bad auch frei ist? Es ist dann die pure Verzweiflung und der Gedanke: Wenn es mir jetzt nur irgendjemand hinterhertragen würde!

Oder das Essen! Mittag gibt es lobenswerte und auch durchaus gut schmeckende Gerichte. Aber das Abendessen! Lieblos, einfallslos, wie bereits das Frühstück: langweilig! Diese fast acht Tage ist das ja auszuhalten, aber nicht auszudenken, wenn man mal eine längere Behandlung im Krankenhaus hätte!

Diese Dinge sollen allerdings auch in meinen Berichten ein bisschen außen vor bleiben.

Ich freu mich, wenn ich morgen vormittag abgeholt werde und wieder nach Hause darf. Den Alltag werde ich (hoffentlich) meistern!

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